VIGIL

VIGIL

Autor

G. Schuhfried

Anwendung

Erfassung von Aufmerksamkeitsleistung bei Dauerbeanspruchung im Sinne von anhaltender Wachsamkeit in einer reizarmen Beobachtungssituation; ab 6 Jahren einsetzbar.

Hauptanwendungsbereiche: Neuropsychologie, Flugpsychologie, Klinische & Gesundheitspsychologie, Personalpsychologie, Sportpsychologie, Pädagogische Psychologie.

Theoretischer Hintergrund

Vigilanzanforderungen sind durch folgende Bedingungen bestimmt: Bei längerer Versuchsdauer wird vom Probanden ununterbrochene Wachsamkeit verlangt. Die zu beachtenden Signale erscheinen unregelmäßig und sie erwecken nicht unwillkürliche Aufmerksamkeit. Daraus ergibt sich die Forderung nach relativ geringer Intensität der Reizdarbietung und niedriger Frequenz der kritischen Ereignisse. Im Allgemeinen werden maximal 60 kritische Reize pro Stunde vorgeschlagen. Der Leistungsabfall bei Vigilanzexperimenten wird mit der Abnahme des Aktivierungsniveaus des Probanden und der damit einhergehenden Zunahme der Reaktionslatenz erklärt. Nach der neurophysiologischen Aktivierungstheorie wird der Kortex infolge Reizarmut vom aufsteigenden retikulären Aktivierungssystem (ARAS) nur unzureichend stimuliert. Die Gehirnrinde erhält für die Aufrechterhaltung bestimmter Tätigkeiten daher nicht die entsprechenden Weckimpulse, was zur psychischen Ermüdung und damit zur Abnahme der Leistungseffizienz führt. In diesem Zusammenhang entstand der Begriff von der Überforderung durch Unterforderung.

Durchführung

Ein hell aufleuchtender Punkt bewegt sich entlang einer Kreisbahn in kleinen Sprüngen weiter. Manchmal vollzieht der Punkt einen Doppelsprung, auf den der Proband durch Drücken einer Reaktionstaste zu reagieren hat.

Testformen

S1: Die einzelnen Punkte der Kreisbahn werden auf dem Bildschirm als kleine Kreise angezeigt. Diese Form differenziert nur im deutlich unterdurchschnittlichen Leistungsbereich (geeignet vor allem für Untersuchungen mit Patienten, bei denen eine erhebliche Vigilanzstörung vermutet wird). Die Häufigkeit der kritischen Reize ist bei S1 wesentlich größer als in den Formen S2 und S4.
S2: In dieser Form wird keine Kreisbahn auf dem Bildschirm angezeigt. Der Proband muss schätzen, ob der Leuchtpunkt einen Doppelsprung (= kritischer Reiz) gemacht hat oder nicht.
S4: Entspricht der Form S2, allerdings mit einer Testdauer von 69 statt 36 Minuten.

Auswertung

Folgende Variablen werden ausgegeben: Anzahl Richtige, Anzahl Falsche, Mittelwert der Reaktionszeit Richtige (Sek.), Anstieg Richtige und Anstieg der Reaktionszeiten Richtige samt entsprechenden Bestimmtheitsmaßen.

Zuverlässigkeit

In Abhängigkeit von Testversion und Vergleichsstichprobe wurden für die Hauptvariablen folgende Werte als Split-Half-Reliabilität berechnet: Anzahl Richtige: r=0,65 bis r=0,95; Anzahl Falsche: r=0,69 bis r=0,93, Mittelwert der Reaktionszeit Richtige: r=0,87 bis r=0,99.

Gültigkeit

Die Gültigkeit im Sinne der Kriteriumsvalidität ist gegeben: Alle in den wesentlichsten Theorien geforderten Kriterien zur Vigilanzmessung sind erfüllt. Untersuchungen zur Extremgruppenvalidität zeigten bei rechtshemisphärisch geschädigten Patienten signifikant schlechtere Ergebnisse als bei Patienten mit vergleichbarer linksseitiger Hirnschädigung.

Normen

S1: Stichprobe Erwachsene N=292, Stichprobe Kinder/Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren N=619, schwedische Arbeitssuchende N=245, verkehrspsychologisches Klientel N=143 und neurologische Patienten N=51. S2: Österreichische Normstichprobe N=271, Stichprobe psychiatrische Patienten N=111, schwedische Arbeitssuchende N=490 und schwedische Bewerber für einen technischen Beruf N=367. S4: Für die Testform S4 liegen Vergleichswerte von Patienten mit Schlafapnoe N=114 vor.

Durchführungsdauer

Ca. 30–70 Minuten (inkl. Instruktions- und Übungsphase).

Notwendige Komponenten

Basissoftware, Lizenzdongle